Alfons Pillach: Vom Herbst gerupft

Insekten Schmetterlinge Tagfalter Gelbling

Gelbling

Vom Herbst gerupft

© Alfons Pillach

Der Herbst holt Blätter von den Bäumen,
wenn ich das seh’, könnte ich schäumen.
Vorbei ist jetzt des Sommers Wärme
für die ich jedes Jahr so schwärme.

Die ersten Stürme toben knackig,
der Schmetterling fliegt nicht mehr zackig;
die es noch gibt, sind schwer verschnupft
und werden bald vom Herbst gerupft.

***

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Gedichte, Alfons Pillach, Hebst, Blätter, Schmetterling

Alfons Pillach: Auf der Achterbahn des Lebens

Kerwe Kirmes Kirchweih Auf der Dudweiler Kerb

Auf der Dudweiler Kerb

Auf der Achterbahn des Lebens

© Alfons Pillach

Auf der Achterbahn des Lebens
geht es bergauf, geht es bergab,
mal bist du Sieger, doch vergebens
ist mancher Kampf bis hin zum Grab.

Ganz wichtig ist bei allen Dingen,
dass du die Angst in dir besiegst.
Die Achterbahnfahrt wird gelingen,
wenn du nicht aus der Kurve fliegst.

***

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Gedichte, Alfons Pillach, Achterbahn, Leben

Stefan Pölt: Grundverschieden

Grundverschieden

© Stefan Pölt

Es weiß nur der Kenner,
dass Frauen und Männer
nicht nur zwischen Beinen
(wie manche es meinen)
sich klar unterscheiden.
Die Körper der beiden
sind völlig verschieden.
Und fragt einer »Wie denn?«,
dem kann er’s erklären:
Zunächst einmal wären
da einige Gaben,
die Männer nur haben:

Die Herren besitzen:
den Hintern zum Sitzen,
die Haare zum Schneiden,
den Mund zum Beeiden,
den Hals zum Versteifen,
die Hände zum Greifen,
die Augen zum Glotzen,
den Magen zum Kotzen,
die Nase zum Bohren,
zum Weghören Ohren,
zwei Knie zum Knacken,
ein Herz für Attacken,
die Kehle zum Trinken
und Füße zum Stinken.

Die Frau hat dagegen,
wie Studien belegen,
den Hintern zum Werben,
die Haare zum Färben,
den Mund zum Erzählen,
den Hals für Juwelen,
die Hände zum Winken,
zwei Augen zum Schminken,
zum Speichern die Hüfte,
die Nase für Düfte,
zwei Ohren zum Hören,
das Knie zum Betören,
ihr Herz zum Verlieren
und Füße zum Frieren.

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Gedichte, Stefan Pölt, Mann, Frau, Männer, Frauen, Geschlechtsunterschiede, Geschlechter

Stefan Pölt: Doppelmord

Doppelmord

© Stefan Pölt

»Mensch, Ruth, ich hab hier grad gelesen,
Frau Schmidt von nebenan …« »Der Besen?«
»Genau, die lag seit Wochen tot in …«
»Wen wundert das, bei der Despotin!?«

»Na, jedenfalls in ihrer Wohnung
lag …« »Jochen, gibt es ’ne Belohnung?«
»Ich glaube nicht …« »Wär doch berechtigt!«
»Kann sein, auf jeden Fall verdächtigt

man ihren Mann …« »Den armen Softie!«
»… er hätte sie …« »Weißt du, wie oft die
ihn schon gereizt hat?
« »Ja, natürlich.
Jetzt hat er …« »Komm, erzähl ausführlich!«

»… sie wohl erwürgt mit seinen Händen
und dann …« »Die musste ja so enden!«
»… zerstückelt und verpackt in Kisten …«
»Ich kannte auch mal …« »Ruth!!« »Was ist denn?«

»Jetzt rede ich!« »Schon gut, ich schweige.«
»Inzwischen gab’s ’ne Selbstanzeige.
Herrn Schmidts Motiv …« »Was war es, Jochen?«
»Sie hat ihn ständig unterbrochen!«

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Gedichte, Stefan Pölt, Doppelmord

Stefan Pölt: Von wegen Inselreichtum!

Von wegen Inselreichtum!

© Stefan Pölt

Ja wie läuft denn die Madame rum?
Splitternackt und das auf Amrum!
Gibt sich dort in Lebensgröße
jede vorstellbare Blöße.

Neuerdings wird man auf Juist
barfuß bis zum Hals begrüßt
und es ist auf Langeoog
nun Nudistentum en vogue.

Selbst auf Fehmarn, wird berichtet,
hat man blanke Haut gesichtet
und der Strandgast frönt auf Rügen
seinem FKK-Vergnügen.

Sicher können sich die meisten
keinen Badeanzug leisten,
was jetzt endlich mal enthüllt:
Arme gibt’s nicht nur auf Sylt!

***

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Gedichte, Stefan Pölt, Amrum, Langeoog, Nudisten, FKK, Sylt, Fehmarn, Juist, Badeanzug

Stefan Pölt: Doppelt hält nicht immer besser

Doppelt hält nicht immer besser

© Stefan Pölt

Herr Wenn verliebt sich in Frau Schon
und trifft bei ihr den richtgen Ton,
so dass sie sich auch umgekehrt
schon bald nach diesem Mann verzehrt.

Am Standesamt ist beiden wichtig:
Der Name – Wenn-Schon, dann auch richtig.
Sie planen Kinder und sie brennen
darauf, sie ›Ach‹ und ›Na‹ zu nennen.

Doch hält das Glück nicht allzu lange,
sie schimpft ihn ›Depp‹ und er sie ›Schlange‹.
Die beiden heißen nach der Tren-
nung wieder nur noch Schon und Wenn.

Da trifft Herr Wenn, Musikliebhaber,
am Opernabend auf Frau Aber
und auch Frau Schon liebt Opernlieder,
wie ihr Begleiter, Dr. Wieder.

Die möglichen Szenarien
wärn Stoff für viele Arien,
zum Glück jedoch schließt dies Gedicht
vor dem Erscheinen von Herrn Nicht.

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Gedichte, Stefan Pölt, Doppelnamen

Stefan Pölt: Besetzt

Besetzt

© Stefan Pölt

Rubens schäumt: Ich zähl bis drei –
weg von meiner Staffelei!
Rembrandt, das ist meine Leinwand!
Hör mir auf mit deinem Einwand,

dass sie herrenlos herumstand,
denn das liegt nur an dem Umstand,
dass ich kurz mal mit Sieglinde –
na, du weißt schon – jetzt verschwinde!

Peter Paul, auch wenn du plärrst:
Wer zuerst kommt, malt zuerst!

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Gedichte, Stefan Pölt, Rembrandt, Rubens, Staffelei, Leinwand

Stefan Pölt: Mitteilungsbedürftig

Mitteilungsbedürftig

© Stefan Pölt

Ich will gar nicht wissen,
wie Babys beim Pissen
das Wickelbrettkissen
bewässern

und keineswegs hören,
dass Malte und Sören
die Nachbarhausgören
verbessern.

Warum muss man sagen,
dass seit ein paar Tagen
der Druck auf den Magen
so groß ist?

In Bussen und Bahnen
will ich bei Organen
noch nicht einmal ahnen,
was los ist.

Mein Modus vivendi
dreht durch, wenn die Mandy
zur Wendy am Handy
so giftet.

Und wen intressiert es,
ob ein operiertes
Gesicht sich ein viertes
Mal liftet?

Ich wünscht, ich ertaube,
wenn in einer Traube
wer pöbelt, er glaube
den Scheiß nicht!

Muss jeder berichten
von solchen Geschichten –
sogar in Gedichten?
Ich weiß nicht…

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Gedichte, Stefan Pölt, Mitteilungsbedürftig

Stefan Pölt: Nur keine Hektik!

Nur keine Hektik!

© Stefan Pölt

Sag mir, Königin der Tische,
wie ich den Moment erwische,
deine Blicke zu erheischen,
ohne durch den Raum zu kreischen.

Siehst du nicht mein wildes Winken?
Mein Begehr ist, was zu trinken.
Herrin über Gläser, Tassen,
willst du mich verdorren lassen?

Wie bloß kann ich dich erreichen?
Gib mir nur ein kleines Zeichen,
Spitzenkraft der Gästespeisung,
Meisterin der Tischumkreisung.

Flehend bitt ich dich – nein, bettel:
Nimm Notiz auf deinem Zettel,
wenn schon nicht von mir, stattdessen
wenigstens von meinem Essen!

Heldin der Tablettartistik,
planst du etwa längerfristig?
Kannst du mir noch mal verzeihen,
so terminlos reinzuschneien?

Herrscherin der Nahrungskette,
Wächterin der Körperfette,
Leuchte des Bestellprozesses,
bring mir irgendwas – ich ess es!

Endlich sehe ich dich nahen.
Wirst du meinen Wunsch bejahen?
Fast – du schaffst es, mit Getränken
kurz vor mir noch abzuschwenken.

Ach, wie würde es mich freuen,
dich bei mir mal zu betreuen.
Komm, besuch in aller Ruhe
mein Geschäft für Damenschuhe!

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Gedichte, Stefan Pölt, Hektik, Damenschuhe

Stefan Pölt: Therapieresistent

Therapieresistent

© Stefan Pölt

Als Erster erhebt sich der biedere Peter
und trägt seinen neuesten Zweizeiler vor.
Die Stimme klingt etwas nach Handelsvertreter –
Beachtung erfordernd und dennoch sonor:

»Was haben im Dichterhirn Zellen gemeinsam?«
Es folgt eine kunstvolle, kleine Zäsur.
»Stirbt eine davon, ist die andere einsam!«
Er schaut in die Runde, doch diese bleibt stur.

Kein Lachen, kein Grinsen, nur eisiges Schweigen,
die Stimmung im Saal bleibt verschlossen und kühl,
als hätte er eben nur Todesanzeigen
verlesen, für Peter ein blödes Gefühl.

Als Nächster steht Ernst auf, ein schüchterner Kleiner,
mit einem Gedicht über Anglerlatein
und mittendrin grummelt der grimmige Heiner:
»Was soll denn so witzig an ›Partnerwal‹ sein?«

Ein jeder kommt dran und so geht es noch weiter,
die Rolle des Lesenden wechselt reihum.
Die Werke der Dichter sind größtenteils heiter,
das Publikum aber bleibt gnadenlos stumm.

Am Ende löscht einer der Truppe die Lichter,
am Boden liegt einsam ein Zettel mit Reim.
Die Selbsthilfegruppe ›Humorlose Dichter
von lustigen Werken‹ geht stillschweigend heim.

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Gedichte, Stefan Pölt, Therapieresistent, Dichter, Selbsthilfegruppe

Stefan Pölt: Neulich an der Reimtheke

Neulich an der Reimtheke

© Stefan Pölt

Guten Tag, was wünschen Sie?
Eine Lage Poesie,
vierzehn Scheiben von den fetten,
abgehangenen Sonetten,

zwei, drei Tanka und ’ne ganze,
schöne, ungebeizte Stanze.
100 Gramm vom Limerick,
dünn geschnitten, nicht zu dick!

Außerdem vier Villanellen
und drei Stück von diesen hellen,
luftgetrockneten Terzinen,
ja genau, direkt vor Ihnen!

Haben Sie auch noch Ballade?
Die ist aus? Ach, das ist schade!
Können Sie mir dann Trochäen
frisch durch Ihren Verswolf drehen?

Ja, so etwa eine Schale,
gerne auch noch Madrigale
und elf Elfchen samt dem Rest
vom gehackten Anapäst.

Darf’s denn sonst noch etwas sein?
Nicht? Dann pack ich’s Ihnen ein!
Gratis noch ’ne Haikuh-Lende.
Danke! Schönes Wochenende!

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Gedichte, Stefan Pölt, Reim Sonett, Ballade, Haikuh, Limerick, Poesie

Stefan Pölt: Tanz der Leiden schafft

Tanz der Leiden schafft

© Stefan Pölt

Er wiegt die Frau mit einem Schlenzer –
im Tangotänzer
ist grad der Lenz erwacht.

Simone schlingt die langen Beine
galant um seine,
wie das sonst keine macht.

Sobald er durch die Vorverlegung
der Drehbewegung
sie in Erregung bringt,

wirft sie den Kopf in ihren Nacken,
dass von den Hacken
ein scharfes Klacken dringt.

Und man kann es förmlich spüren,
dieses sinnliche Berühren,
um den Partner zu verführen…

Da stolpert Karl und das ist schade –
die Promenade
war sein Paradeschritt.

Er will sich halten, aber leider
reißt er noch bei der
Aktion zwei Kleider mit.

Durch diesen Fehlgriff steht Simone,
die Tanzikone,
fast oben ohne da.

Sehr tiefen Einblick offenbart se,
als man ’ne Warze
durchs kleine Schwarze sah.

Und so macht sie nach dem Tanze
statt erotischer Romanze
ihm ’ne Szene – dann verschwand se…

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Gedichte, Stefan Pölt, Tanz, Leidenschaft, Tango

Alfons Pillach: Wenn Afrika nach Wildnis klingt

Wenn Afrika nach Wildnis klingt

© Alfons Pillach

Im Reich der Löwen und Hyänen,
wenn in der Nacht die Menschen gähnen,
ertönt das Heulen des Schakals,
die Stimme seines Rituals,
wenn er durch die Savanne zieht,
wenn er empor zum Monde sieht,
wenn über Afrika im Dunkeln
die Sterne meiner Sehnsucht funkeln.

Es war das Heulen der Schakale
des Nachts in ihrem Areale,
das ich in der Savanne hörte,
das mich die erste Nacht verstörte,
sodass ich es nie mehr vergaß.
So klingt die Stimme Afrikas,
sobald die Nacht den Tag bezwingt
und Afrika nach Wildnis klingt.

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Gedichte, Alfons Pillach, Afrika, Wildnis, Savanne, Löwe, Schakal, Hyäne

Alfons Pillach: Mein kleiner Zinnsoldat

Mein kleiner Zinnsoldat

© Alfons Pillach

Er steht bei mir in meinem Schrank,
und täglich denk’ ich: Gott sei Dank,
er ist nur ein Soldat aus Zinn
und muss zu keinem Kriege hin.

Mein Zinnsoldat trägt eine Tracht
wie seinerzeit die Füsiliere,
sein Anblick ist auf alt gemacht,
damit historisch er posiere.

Er steht bei mir zu meinem Spaße
und etwas angestaubt herum;
bei mir im Schrank, hinter dem Glase,
hört er kein peng und kein bum, bum.

Er kennt nicht Krieg, kennt nicht Kanonen,
bei mir darf er in Frieden wohnen,
auch wenn die Mütze auf dem Haupt,
die schmuck er trägt, noch mehr verstaubt.

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Gedichte, Alfons Pillach, Zinnsoldat

Alfons Pillach: Hirngespinst

Wein Weinglas St. Johanner Markt in Saarbrücken

St. Johanner Markt in Saarbrücken

Hirngespinst

© Alfons Pillach

Ich hatte einmal Schnaps getrunken
und war in Träumerei versunken
in einer lauen Sommernacht.
Da hat ein Stern mir zugeblinkt,
ich glaubte fest, dass er mir winkt
und lieblich ins Gesicht mir lacht.

Für mich war es Enttäuschung pur,
als ich am nächsten Tag erfuhr,
dass mich ein Hirngespinst verführte,
weil ich die Schnäpse zu sehr spürte:
Es war die Nachbarin, die Schlampe,
sie blinkte mit der Taschenlampe.

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Gedichte, Alfons Pillach, Hirngespinst, Schnaps

Alfons Pillach: Der Sommer 2018

Der Sommer 2018

© Alfons Pillach

Der Sommer war mir viel zu heiß,
bei mir floss literweise Schweiß.
Im Haus verschloss ich jede Ritze
gegen diese Affenhitze.
Ich sehnte mich nur noch nach Schatten,
mein Großhirn hatte einen Platten.
Doch abends ließ ich mich nie lumpen,
mein plattes Hirn mit kühlem Bier
– in sehr erfrischender Manier –
ganz langsam wieder aufzupumpen.

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Gedichte, Alfons Pillach, Sommer, 2018, Hitze, Bier

Reinhard Sichert: Krisenbewältigung

Krisenbewältigung

© Reinhard Sichert

Es tut mir leid
DIR ständig weh zu tun
Und was DU d’rauf entgegnest
Tut MIR weh.
Drum schlag’ ich vor
dass nun die Waffen ruh’n
Denn das was gestern war
Ist alter Schnee.
Nach vorne schau’n
Sei nunmehr unser Ziel
Ich hoffe, dass Du
gleicher Meinung bist
Und mir vertraust –
Denn dies hier ist kein Spiel –
Damit für uns die Zukunft
Planbar ist.

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Gedichte, Reinhard Sichert, Krisenbewältigung

Reinhard Sichert: Sonnenuntergang auf Hiddensee

Sonnenuntergang auf Hiddensee

© Reinhard Sichert

Noch streicheln letzte Sonnenstrahlen
Der Wellen glänzendes Gewand
Und weben einen gold’nen Schal
Vom Meer bis hin zum weißen Strand.

Ganz langsam steigt die Sonnenkugel
Herab und wird zum Feuerball
Der bald schon – fern am Horizont –
Im Meer versinkt ohn’ Widerhall.

Ich stehe schweigend vor Verzückung
Ob dieses Schauspiels der Natur
Und spür, im großen Weltgescheh’n
Bin ich ein kleines Sandkorn nur.

***

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Gedichte, Reinhard Sichert, Insel, Ostsee, Hiddensee, Sonnenuntergang

Reinhard Sichert: Inselblick

Inselblick

© Reinhard Sichert

Von des Dornbuschs sanften Hügeln
Schweift mein Blick zum Gellen hin
Wandert über Wald und Heide
Und möcht’ weiter südwärts ziehn.

An der fernen Ostseeküste
Kommt alsbald er jäh zur Ruh’
Woraufhin sich meine Sinne
Wenden ganz der Insel zu.

Diese schlummert majestätisch
– Schönste Königin der Welt –
Sanft umspült von Meereswellen
Unter’m blauen Himmelszelt.

Und die ausgestreckte Schönheit
Trägt ihr grünstes Festtagskleid
Ihren zarten Busen schmücket
Gelber Ginster weit und breit.

Um die Taille hat gewunden
Sie ein blaues Seenband
Den grazilen Rücken zieret
Feingekörnter weißer Sand.

Kann den Blick kaum von dir lassen
Hedins-Oe – mein Hiddensee
Leider muss ich von dir scheiden
Tut der Abschied auch sehr weh.

***

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Gedichte, Reinhard Sichert, Insel, Ostsee, Hiddensee

Reinhard Sichert: Ungebeichtete Liebe

Ungebeichtete Liebe

© Reinhard Sichert

Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll
Denn meine Kehle ist wie zugeschnürt
Mein Kopf ist schwer und von Gedanken voll
As ob darin ein Bienenvölkchen schwirrt’.
Sie schießen schnell wie Blitze kreuz und quer
Und finden nirgends einen festen Halt
Zum Bersten voll, erscheint der Kopf mir leer:
All’ Schneid dahin, dafür die Füße kalt.
Ich weiß, du machtest mir die Sache leicht –
Doch leider mir der Mut zum Handeln fehlt –
Wenn ich dir einfach meine Liebe beicht‘
Die lange schon mein armes Herze quält.

***

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Gedichte, Reinhard Sichert, Liebe

Reinhard Sichert: Sinn des Lebens

Sinn des Lebens

© Reinhard Sichert

Es tickt die Uhr.
Die Zeit, wie schnell fliegt sie dahin!
Man möcht’ so gerne noch verweilen
Und nicht dem Augenblick enteilen.
Doch Widerstand macht keinen Sinn.
Wo ist es nur,
Der Kindheit unbeschwertes Spiel?
Die Jugend liegt so weit zurück
Und Jahre voller Leid und Glück.
Sag, was ist uns’res Lebens Ziel?
Es ist die Spur
Von jedem bleibend eingebrannt
Der hier auf weitem Erdenrund
Sein Leben lebt, ganz ohne Grund
Auch wenn sein Name unbekannt.

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Gedichte, Reinhard Sichert, Sinn, Leben, Uhr, Zeit

Reinhard Sichert: Tagesanbruch

Sonnenaufgang in Dudweiler

Sonnenaufgang in Dudweiler

Tagesanbruch

© Reinhard Sichert

Ich steh’ am Fenster, blicke in den Morgen
Der feuerrot den Horizont umfängt
Noch sind sie fern, des Tages Müh’ und Sorgen
Doch langsam wird der Schlaf der Nacht verdrängt.

Mit wachen Augen schau’ ich in die Ferne
Und bin vom Schauspiel der Natur gebannt
Noch steh’n am Firmament die letzten Sterne
Die nach und nach der Morgen übermannt.

Der neue Tag hält meinen Blick gefangen –
Die Sinne wie von Zaubertrunk betört –
Und tief berührt, schießt Blut in meine Wangen
Begeisterung, die ein Verlangen nährt:

Man müsste diesen Anblick archivieren
Das Wunder speichern für die Ewigkeit
Drum gilt es keine Zeit mehr zu verlieren
Die Kamera liegt stets dafür bereit.

Und so entstanden, schon seit vielen Jahren
Zahlreiche Bilder, unverwechselbar
Um Wunder der Natur mir zu bewahren
Von denen keines gleich dem andern war.

***

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Reinhard Sichert: Ewigkeit

Ewigkeit

© Reinhard Sichert

Es schlägt die Uhr.
Wo ist sie nur
Geblieben, all die Zeit?
Kaum, dass wir geboren
Sind wir schon verloren
Im Meer der Ewigkeit.

Man wächst heran,
Laut Lebensplan,
Wird Bettler oder reich.
Egal, was das Leben
Mag immer uns geben:
Am Schluss sind alle gleich.

Einst kommt der Tag,
Den keiner mag,
Wenn er am Leben hängt.
Kennt jemand die Stunde
In unserer Runde?
Der Tod wird just verdrängt.

Und was danach?
Dies, Freunde, ach,
Kann niemand uns sagen.
Denn wer immer auch geht –
Wie vom Winde verweht –
Lässt sich nicht mehr fragen.

Alles dahin?
O nein, der Sinn
Liegt im Leben an sich:
Denn von Mensch und Natur
Bleibt zurück eine Spur.
Und dies beruhigt mich.

***

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Reinhard Sichert: Angst überwinden

Angst überwinden

© Reinhard Sichert

Manchmal packt dich eine Heidenangst
Deren Grund nur selten sich erklärt.
So, dass du um Leib und Leben bangst
Und dass dir ein Unglück widerfährt.

Doch solch Furcht ist meist irrational
Schleicht sich einfach in dein Inneres ein.
Angstgefühle werden schnell zur Qual
Können alsbald sehr belastend sein.

Um die inn’re Unruh loszuwerden
Atme lang und tief, denn das befreit.
Fühlst wie neugeboren dich auf Erden
Bist zu frischem Denken nun bereit.

Und in dir erwacht ein Grundvertrauen
Dass dich einer sicher führt und lenkt.
Warum angstvoll in die Zukunft schauen
Da das Leben uns von Gott geschenkt?

***

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Alfons Pillach: Der Sultan und die Sultanine

Der Sultan und die Sultanine

© Alfons Pillach

Ein Sultan sah mal eine Frau
mit langem schwarzen Haar
und zauberhaftem Körperbau,
wie rassig sie doch war.

Der Sultan wies die Diener an:
„Bringt mir die flotte Biene,
damit ich sie vernaschen kann
als süße Sultanine.“

***

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Gedichte, Alfons Pillach, Sultan, Sultanine

Alfons Pillach: Der Spießer

Der Spießer

© Alfons Pillach

Sein Leben ist sehr angepasst,
er schwimmt stets mit dem Strom,
sein Wesen ist total erfasst
vom Spießerchromosom.

Er vegetiert als Konformist,
ist blasses Mittelmaß
und hat, weil Biedermann er ist,
an Kleinkariertheit Spaß.

Vernagelt ist sein bisschen Grips,
er spießt im Jahreslauf
mal mit und auch mal ohne Schlips
am Spießertum sich auf.

***

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Gedichte, Alfons Pillach, Spießer, Biedermann

Jorrit Sieck: Im Zirkuszelt

Saarbrücker Graffiti Clown

Saarbrücker Graffiti

Im Zirkuszelt

© Jorrit Sieck

Im Zirkuszelt
verschwimmt
die große Welt
von draußen,
und deine Augen
weiten sich
und leuchten,
hier im flutend‘ Licht,
im dunklen Raum,
kaum merklich.

Ein kleiner
Clown huscht
über dein Gesicht,
Gedanken
spielen Fangen;
auf Reisen in
die Zeit geschickt
und doch im Hier
und Jetzt verstrickt,
gerötet deine Wangen.

Ein munt’rer Traum
verzaubert dich,
durchbricht
Aufmerksamkeits
Verlangen,
die Zukunft weit
in Fern‘ gerückt,
dir vorgestellt wird
Trick für Trick,
bis alle heimgegangen.

***

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Gedichte, Jorrit Sieck, Zirkus, Zirkuszelt, Clown, Fantasie, Träumerei, Traumwelt, Erinnerung, Rückblick

Alfons Pillach: Eine kleine Dosis offline

Eine kleine Dosis offline

© Alfons Pillach

Die Welt ist viel zu digital,
wird ständig noch komplexer,
wie war sie früher schön banal,
dann kam der Fortschrittshexer.

Hab mal auf offline Appetit.
Es gibt viel bessren Seelenkitt,
als ständig digital zu leben,
es soll ja auch noch andres geben.

Nur zu, mach einfach den Versuch:
Lauf durch den Wald, lies mal ein Buch.
Das hilft im Kopf gegen Verödung
und digitale Hirnverblödung.

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Gedichte, Alfons Pillach, Fortschritt, offline, digital, Buch

Alfons Pillach: Nicht glattzubügeln

Nicht glattzubügeln

© Alfons Pillach

Sie tanzte mal im Faltenrock
mit einem ziemlich alten Bock
und sie entdeckte, bei dem Alten
in der Visage waren Falten.
Schnell war ihr klar: Bei einem Greisen,
ganz anders als beim Faltenrock,
hilft auch kein Bügeleisen.

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Gedichte, Alfons Pillach, Alter, Falten, Greis, Faltenrock, Bügeleisen